Der Mythos vom gewaltigen Zisternengewölbe unter dem Rosa-Luxemburg-Platz wurde bis jetzt weder bewiesen, noch widerlegt. 2012 tauchten Fotografien, Notizen und ein erster Entwurf einer Reportage des 1996 verschwundenen Reporters Bosco Spiera auf, die nahelegen, dass tief unter dem Platz Theatervorstellungen stattfanden: Ein „Theater unterm Theater“, wie Spiera festhielt. Wie sich diese gestalteten, bleibt unklar, allerdings weisen Indizien darauf hin, dass Ratte und Mensch sich hier wohl anhand von ausgedehnten Spektakeln austauschten. Spiera forschte Zeit seines Lebens zur Koalitionsfähigkeit von Mensch und Tier, deren Beweis er im ausgeprägten Interozeptionsverhalten von Rattenpopulationen sah, die sich Publikum und ausreichend Futter sicher waren.
Das NIE Theater ging seit 2012 den Spuren Spieras in eigenständiger Forschung nach und beschloss, von der Existenz des Theaters unterm Theater überzeugt, dieses als unabhängige Kulturförderung mit 1000 Einheiten Coury Brand Rat Food zu unterstützen. In den im Sternschuppen der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz ausgestellten Konserven befinden sich Mythologeme und Ergebnisse der 10-Jährigen Forschungsarbeit.
Jeden Monat wird ein neues Indiez im Internet veröffentlicht.
https://www.nie.zone/ratten
The myth of the massive cistern vault under Rosa-Luxemburg-Platz has not yet been proven or disproven. In 2012, photographs, notes, and a first draft of a report by Bosco Spiera, a reporter who disappeared in 1996, surfaced suggesting that theater performances were held deep beneath the square: A "theater under the theater," as Spiera recorded. How these took place remains unclear, but evidence suggests that rats and humans exchanged ideas through extended spectacles. Throughout his life, Spiera researched the ability of humans and animals to form coalitions, which he saw as evidence in the pronounced interoceptive behavior of rat populations that were sure of an audience and sufficient food.
The NIE Theater has been following Spiera's traces in independent research since 2012 and, convinced of the existence of the Theater unterm Theater, decided to support it with 1000 units of Coury Brand Rat Food as an independent cultural promotion. In the canned food exhibited in the Sternschuppen of the Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz are mythologems and results of 10 years of research. Every month a new indiez is published on the Internet.
https://www.nie.zone/ratten
In der hybriden Theaterproduktion WIR SIND NICHT NETT (Teil 2) zieht eine Gruppe von 10 Frauen und ein Quotenmann, der selbsternannte "Urknall der Kulturclub", mit seinem mobilen Produktionsbüro in die frisch errichtete Containerlandschaft vor dem Haus der Statistik. Sie kommen auch dieses Mal wieder zusammen, um einen Flop zu produzieren.
"Was machen wir nochmal hier?" — "Wir haben uns verkauft", heißt es im Text. „Und was ist unser Auftrag?" — „Gute Ideen.“ Also versuchen die Club-Mitglieder gewissenhaft, diese guten Ideen zu entwickeln. Sie versetzen sich durch Rollenspiele in Extremsituationen.
“Maximum Ideas Comes From Maximum Stress" — so lautet das Credo dieses etwas verzweifelten Ansatzes, der sie mal Bullshit-Bingo mit politischen Phrasen, ein Grillfest, oder einen Flugzeugabsturz spielen lässt. Mit diesem Stück reflektiert das NIE-Theaterkollektiv seine Un- und Abhängigkeiten, Arbeitsbedingungen und Prinzipien der urbanen Solidarität anhand von Diskussionen, Manifestationen und Tanzeinlagen.
Die Themen kreisen um Selbstbestimmung, Isolation, Konkurrenz, Solidarisierung und Eigenerwartung. Der nächtliche Vorgarten der denkmalgeschützten Karl-Marx-Allee bildet einen Publikumsraum unter freiem Himmel. Auf einer Wiese sitzend folgt das Publikum dem Geschehen über Wire-Less Kopfhörer verbunden und hängt so ungewöhnlich nah an jedem Atemzug der Spielenden. Das Spiel beginnt Live vor dem einen Publikum und wird per Live-Videoübertragung fortgesetzt. Durch das Medium entsteht eine filmische Nähe — gleichzeitig aber das Gefühl eines abstrakten Defizits.
In the hybrid theater production WIR SIND NICHT NETT (Part 2), a group of 10 women and a quote man, the self-proclaimed "big bang of the culture club," move into the freshly constructed container landscape in front of the Haus der Statistik with their mobile production office. They come together again this time to produce a flop. "What are we doing here again?" - "We sold out," the text says. "And what's our mission?" - "Good ideas." So the club members conscientiously try to come up with those good ideas. They put themselves in extreme situations by role-playing."Maximum Ideas Comes From Maximum Stress"- that's the credo of this somewhat desperate approach, which at times has them playing bullshit bingo with political phrases, a barbecue, or a plane crash. With this piece, the NIE theater collective reflects on its un- and dependencies, working conditions and principles of urban solidarity through discussions, manifestations and dance interludes. The themes revolve around self-determination, isolation, competition, solidarity and self-expectation. The nocturnal front garden of the listed Karl-Marx-Allee forms an open-air audience space. Sitting on a lawn, the audience follows the action connected via wire-less headphones and thus hangs unusually close to every breath of the players. The play begins live in front of one audience and continues via live video transmission. The medium creates a cinematic proximity - but at the same time the feeling of an abstract deficit.
Text & Regie: Hannah Rumstedt, Regieassistenz: Pearl Graw, Produktionsleitung: David Heim, Öffentlichkeitsarbeit: Vincent Kadus, Dramaturgie: Julius Böhm, Kamera: Katharina Grählert, Video, Bildregie & Ton: Jakob Gerber, Tonangel: Jonathan Frisch, Licht: Christoph Reinhardt, Kostüm: Franziska Müller, Bühne: NIE Theater
Gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR
Kamera: Katharina Grählert
Textbearbeitung und Licht: Christoph Reinhardt
Video: Jakob Gerber
Musik: Andrew Clarke
Bühne: NIE Theater, Manfred Hörner, Peter Senf und Joachim Härter
Text und Regie: Jonathan Frisch
Kamera: Katharina Grählert
Bühnenbild und Technik: Jakob Gerber
Licht: Christoph Reinhardt
Regie: Niels Willberg
Text und Dramaturgie: Ensemble NIE THEATER
Quellen: Edgar Allan Poe: The Narrative of Arthur Gordon Pym; Samuel Taylor Coleridge: The Rime of the Ancient Mariner; Charles Baudelaire: Les Fleurs du Mal; Heiner Müller: MAeLSTROMSÜDPOL; Toni Morrison Playing in the Dark; Arthur Rimbaud: Le Bateau ivre; Bertolt Brecht: Die Dreigroschenoper; William Shakespeare: Hamlet; Eugene O’Neill: Long Day’s Journey into Night; Esther Gonstalla: Das Eis-Buch, Das Ozean-Buch; Herman Melville: Moby-Dick
Besondere Ausstattung: Valandré, Whyte & Mackay, NORSAN, mareverlag und AIDA cruises.
Die Bühnen im Haus der Statistik starten eine partizipative Werkstatt: Das „Kappanau“ ist eine Gelegenheit, sich gegenseitig kennenzulernen und sich mit dem Haus, dessen Geschichte und der Nachbarschaft auseinanderzusetzen. An fünf Tagen werden in kleineren Gruppen ortsspezifische Bühnenthemen erarbeitet, die am Ende einen performativen Parcours bilden werden.
Dramatische Republik, Ini Dill & Daniel Drabek (die elektroschuhe), Daniel Wittkopp, Barletti/Waas, Nie Theater (Julia Boxheimer, Julius Böhm, Paul Boche, Andrew Clake, Laura Eichten, Thomas Fellitischin, Jonathan Siegfried Frisch, Jakob Gerber, Pearl Graw, Katharina Grählert, Emaunuel Girodin, David Heim, Vincent Kadus, Sebastian Kucks, Sophia Lietsche, Thea Rasche, Christoph Reinhardt, Hannah Rumstedt, Katharina Tönsmann, Niels Willberg, Flo Denk, Josephine Nahrstedt, Yelikha Marie Camara)
Produktion: NIE Theater
Regie, Text & Kamera: Hannah Rumstedt
Kostüm: Franziska Müller
Video: Jakob Gerber
Licht: Christoph Reinhardt
Ton: Jonathan Frisch
Teil 1: DER SPRUNG IN DEN MALSTRÖM
MIT DEM „GRIND“ WIRD EIN GEISTESZUSTAND BEZEICHNET, DER GANZ VON ARBEIT EINGENOMMEN IST UND DER AUS DIESER ARBEIT EINE SPEZIFISCHE FORM DER ZUFRIEDENHEIT ZIEHT.
Die Aussicht auf Folgenlosigkeit bringt das Ensemble des NIE-Theaters dazu, sich den anthropologischen Abgründen seiner Arbeit zu widmen.
Teil 2: DER GRIND NIMMT KEIN ENDE…
Wir wachen auf in der Badewanne. Alles ist gut. Der Lärm des Malstrøms ist der Ruhe der Suite gewichen.
Produktion: Jakob Gerber & Julius Böhm, Text: Julius Böhm & Christoph Reinhardt, Musik: Andrew Clarke, Licht: Johanna Biallas, Kostüm: Hannah Rumstedt, Bühne: NIE Kollektiv
Eine Hanswurstiade mit Texten von Christoph Reinhardt und Zitaten von Peter Weiss, Heiner Müller, Zora Neale Hurston, Gilles Chatelet und David Graeber.
Was ist er, der neue Mann?
Der nach der totgeglaubten Revolution in Erscheinung tritt?
Ist er ein Wurm, ein Zwerg, ein Faschist, Student, Demokrat, Fischer, Hausmann, ein Stein?
Wie sieht sein Sexleben aus, wenn er eins hat?
Was denkt er, wenn er denkt?
Das NIE-Theater schickt eine kleine Population dieses Wesens "Der neue Mann" los, in die Stadt Berlin. Er heißt Lancelot Mockingpott und richtet sich sein Leben gut ein. Doch dann wird er am helllichten Tag von der Gendarmerie niedergeknüppelt und ins Gefängnis geworfen.
Er fragt sich: Warum gerade ich?
Produktion: NIE Theater, Christoph Reinhardt & Jakob Gerber
Textbearbeitung & Licht: Christoph Reinhardt
Regie & Video: Jakob Gerber
Kamera: Philip Hofen
Bühne: NIE Theater
Musik: Andrew Clarke
Angel: Julius Böhm
Kostüm: NIE Theater
"DIE GRÖSSTE DUMMHEIT UND HEROISCHSTE TAT IST ES, ZUR PROBE ZU KOMMEN." PETER ZADEK
Natürlich kann man fragen, was wir hier eigentlich machen. Warum wir hier stehen und proben oder zumindest versuchen zu proben. Ehrlich gesagt, darauf habe ich auch keine Antwort.
Musik: Andrew Clarke und David Heim, Kostüm: Adéla Cvachova, Bühne: Adam Kraft & Hannah Rumstedt, Live-Kamera: Hannah Rumstedt, Ton: Julius Böhm, Produktionsassistenz: Christoph Reinhardt, Text und Regie: Jonathan Frisch
"Es war spätabends, als ich ankam. Das Dorf lag in tiefem Dunst.Vom Ministerium war nichts zu sehen, Nebel und Finsternis umgaben es, auch nicht der schwächste Lichtschein deutete das große Gebäude an.ange stand ich auf der Holzbrücke, die vom Bahnhof zum Dorf führte, und blickte in die scheinbare Leere empor.Ich trug ein blaues Kostüm, blaue Schuhe und eine blaue Mütze, sah also umwerfend aus und war nüchtern. Beste Vorraussetzungen, um eine Reise in die Vergangenheit anzutreten.Ich ging, mir ein Nachtlager suchen. Im Wirtshaus war man noch wach..."
Das NIE Theater adaptiert die "Schule der Dummen". Gespielt wird im Innenhof des Haus der Statistik, Leinwand ist die Bauruine selbst.
Text & Regie: Jakob Gerber, Licht: Johanna Biallas Kostüm: Alice Hoffmann, Musik: Raoul Kaminiczny, Ian
Die Ruinen Europas: Hinter uns, vor uns, in uns und um uns herum. Auf der Bühne ein Sandkasten voller Leichen und der goldene Gong.Die Hamletmaschine zeigt sich als ein Ort, an dem Atmen und Töten gleichbedeutend sind. Dieser Ort, an dem die Dialektik der Gewalt alles zu verschlingen scheint, wird von zwei letzten Menschen in einem immer wieder zu vollziehenden Ritual auf seine Risse und Öffnungen hin untersucht. Eine stotternde Beschwörungsformel, eine stolpernde Suche nach Orientierung. Die Hoffnung: Der blutigen Luft einen Atemzug abzuringen. Ein Schimmern von Möglichkeit irgendwo zwischen Desinteresse, Belustigung und existenziellem Einsatz der Lebenssäfte. Zwischen dem Wunsch nach Maschine und Mensch.
Regie: Henry Schlage, Bühnenbild: Sarah Wolters & Henry Schlage, Kostüm: Sarah Wolters, Musik: Andrew Clarke & David Heim
Gothland oder Strukturen fataler Dummheit nimmt sich den Text des Vormärzautors Christian Dietrich Grabbe zum
Ausgangspunkt und überführt es in das Setting einer ausufernden Late Night Show. Verarbeitet
wird dabei auch die Thematik des sogenannten Artwashings. In diesem Fall geht es um
Unternehmen, die Künstler*innen Räumlichkeiten zur Zwischennutzung anbieten, ihre Freiheiten
dabei jedoch auf ein Minimum beschränken, während sie sich selbst als Förderer der Kulturszene
inszenieren. Zwischen der rohen Gewalt des Ausgangstextes und dem Showbusiness der
Fernsehindustrie entspannen sich Konflikte zwischen ökonomischen und ideellen Werten, der
Vermarktbarkeit von Kunst und ihrer Autonomie.
Regie: Jakob Gerber, Dramturgie: Christoph Reinhardt, Bühne: Isabelle Siegrist, Licht: Johanna Biallas, Text: Hans Christian Grabbe, Text Bearbeitung: Christoph Reinhardt, Produktion: Jakob Gerber
Eine Chaos Revue in 90 Minuten
In der Mitte derBühne prangt eine Original Heidelberger Tiegel Presse, einindustrielles Produktionsmittel, dessen sich das fiktive Ensemblebemächtigt hat, um nicht mehr arbeiten zu müssen. DieKarl-Marx-Allee wird durch ein Schaufenster bespielt, dieSchauspieler*Innen werden zur Ware. Über drahtlose Kopfhörerverknüpft, hängt das Publikum an jeder Silbe, jedem Atemzug und demStampfen und Schnaufen der Maschine...
Text und Regie: Hannah Rumstedt, Bühne: Jakob Gerber & Hannah Rumstedt, Regieassistenz und Licht: Christoph Reinhardt, Musik: Andrew Clarke
Ein Stück, eine Tragödie, auch ein amerikanischer Roadmovie im Theater. Eine Liebe, die auf einer heruntergekommenen Farm in Berlin, Kentucky beginnt und an einer Motelausfahrt einige Meilen vor Pasadena den U-Turn macht. Der junge Schriftsteller Geoffrey möchte schreiben, sieht aber nur Landschaften. Seine Freundin Holly versucht die gemeinsamen Finanzen durch kleinere Gewinne im Telequiz aufzubessern. Dämonen: das was einem im Fortgang der Zeit keine Ruhe lässt. Finanzielle und emotionale Hoffnungen drohen katastrophal enttäuscht zu werden.
Regie: Manuel Lindemann
Regie Assistenz: Jonathan Frisch & Christian Scheerhorn
Dramaturgische Mitarbeit: Hendrik Sodenkamp
Kamera: Hannah Rumstedt & Philipp Hofen
Live Schnitt, Licht & Technik: Jakob Gerber
Licht: Christoph Reinhardt
Musik: Andrew Clarke & David Heim
Kostüm: Isabelle Lange & Jana Donis
Requisite: Katharina Grählert
Ton: Julius Böhm
Mischung: Christoph Kiozok
EinFilmstück (Live Cinema) in 90 Minuten, Premiere am 29.03.2019 in derKulturstätte Keller, Berlin Neukölln.
Einewiderständige Partei verstrickt sich in interne Angelegenheiten,bis sie sich im Wahnsinn verliert. Ein Stück über kollektive Prozesse und die Vereinzelung der Individuen in unsererpost-fordistischen Netzwerkgesellschaft.
Eine Adaption von Satres "Schmutzige Hände"
Regie,Text, Bühne & Kamera: Hannah Rumstedt, Ton: Malte van Audicke, Schnitt: Jakob Gerber, Licht: Christoph Reinhardt, Soufleuse: Katharina Grählert
Es herrscht betriebsame Hektik im Theater des Nie-Kollektivs in Berlin-Neukölln. In den kleinen verwinkelten Kellerräumen werden Stühle umgeräumt, Plakate gefaltet, Texte geprobt und die Technik vorbereitet. Alles soll perfekt sein an diesem Freitagabend, an dem das Künstler*innen-Kollektiv, das aus der Besetzung der Volksbühne vor anderthalb Jahren hervorgegangen ist, ein ganz besonderes Theaterstück aufführen wird. Die siebenstündige Aufführung von »Aufstand der Huren« soll mit der Besetzung eines leer stehenden Theaters in Schöneweide enden, alles live übertragen an die Zuschauer*innen in Neukölln.Hendrik Anders sitzt auf einem kleinen Hocker inmitten einer Miniaturnachbildung der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz und raucht eine Zigarette. »Wir haben hier in den letzten anderthalb Jahren ein Theaterensemble mit 30 festen Mitgliedern und 70 bis 80 Assoziierten aufgebaut«, erzählt er. Elf Produktionen hätten sie im vergangenen Jahr in den Kellerräumen in der Karl-Marx-Straße aufgeführt. Diese seien jedoch nicht nur zu klein und für ein Theater denkbar ungeeignet, es ist auch unklar, ob sie hier überhaupt bleiben können.»Wir haben die Räume vom benachbarten Club zur Verfügung gestellt bekommen. Der wurde jedoch vom Eigentümer Zalando gekündigt.« Wie es weitergeht ist unklar, das Kollektiv steht in Verhandlungen mit dem Online-Versandhändler. Klar sei jedoch, dass es teurer werden wird – zu teuer für die Künstler*innen, die mit ihren Einnahmen kaum ihre laufenden Kosten decken können. »Theater bringt kein Geld, es kostet Geld, das ist ja das Schöne daran«, sagt Hendrik Anders schmunzelnd.Also haben sich die Schauspieler*innen nach Alternativen umgesehen – und gefunden. In der ehemaligen Ernst-Busch-Hochschulschule für Schauspielkunst in Schöneweide, die seit Herbst vergangenen Jahres leer steht, will das Kollektiv ein neues Theater eröffnen. »Es macht keinen Sinn, dass diese großen Räume so lange leer stehen«, sagt Anders.
Hier ganzer Artikel:
Wohinman auch blickt sind die Bedingungen für eine Revolution gegeben:die materielle und geistige Verarmung immer breitererBevölkerungsschichten, der Zynismus der Herrschenden & dasFehlen einer irgendwie gestalteten, positiven Zukunft. UnsereGesellschaft hat ein Stadium der Resignation, der verallgemeinertenParanoia und der Unglaubwürdigkeit erreicht, welche nur eineGeneration vorher unvorstellbar gewesen wäre. Doch statt einerRevolution sind wir Zeuge eines großen Abwartens: ein Warten auf die„Apokalypse“, den Zusammenbruch und die Barbarei.
„Aneinem bestimmten Punkt der Grausamkeit angekommen, ist es schongleich,
wersie begangen hat: sie soll nur aufhören.“ Zitat aus Deutschlandim Herbst, 1978
VierzigJahre nach der Premiere des Films „Deutschland im Herbst“ machterneut ein Kollektiv von Regisseuren, Schauspielern, Technikerinnenund Gammlern den Versuch einer Bestandsaufnahme der Gegenwart derBundesrepublik. In 13 Episoden, welche zu einem Theaterabend montiertwerden, wird davon ausgehend die Frage gestellt und beantwortet: „Wiekann man in diesem Saftladen tätig sein?“
Heiner Müller zeichnet mit seinemMonolog aus dem fragmentarischen Textgeflecht „Verkommenes UferMedeamaterial Landschaft mit Argonauten“, ein dystopischesStillleben.
Jener Text diente hier als eine ArtBlaupause, für die eigene Darstellung einer Landschaft, in welcherdie Geschichte selbst ein Fragment ist. Unter dem Schutt der ErstenWelt, auf dem der Stillstand sich legt. Eine Nebelbank aus Bildern,Umständen und Gier. Vom See bei Strausberg bis zum Alexanderplatz.
Der Versuchunseres Stückes, die Geschichte wieder zu erwecken. Mit theatralenMitteln oder ganz profan mit einer Flutung der Bühne. Aber Wassersucht sich immer den einfachen Weg. Wir hingegen nicht. Der Kellerunter Neukölln lacht. Nimmt und gibt. Fünfzehn Spieler auf engstemRaum ohne Rundhorizont, ein anderer gemauerter Wahnsinn.
Der Schlaf ist das verbindende Mittel,vielleicht ein letzter Schmierstoff. Bis die Argonauten, welche sichvor 3000 Jahren auf die Suche machten, ins Barbarenland zurückkehrenum zu sehen, was wir mit dieser Welt angestellt haben. Das nanntesich Fortschritt in der eisernen Maske. Ende als Anfang; sicheinschreiben in die neue Landschaft, die auf der Verwüstung grünt.
Regie: Lydia Dykier
Bühnenbild: NIE-Kollektiv
Kostüm: Julia Kujasch
Regieassistenz: Katharina Grählert
Video: Hannah Rumstedt & Jakob Gerber
Live-Schnitt:Katharina G.
JohnF. Locke: Jonathan
Lebenspillenverkäufer,John Wible, Licht: Jakob
Gesang„Stahlbrücken über Wodkaströmen“: Axel
Kamera:Hannah, Jakob
Musik:Emmanuel, Liam
Souffleuse:Katharina T.
Kostüm:Catharina Gerekos
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